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Kinderzeit-Kriegszeit


Frau Gunda Raschke
(geb. Sarke) Vogelsang
Bericht über das tragische Schicksal meines Vaters bei den Kämpfen um Vogelsang

Von Erzählungen meiner Mutter und von meinen Erinnerungen weiß ich folgendes:
Am 3.Februar 1945 - es war ein sehr kalter Wintertag - mussten wir, mein Großvater mütterlicherseits, mein Bruder Bernhard Schulz (12 Jahre), meine Mutti und ich (7 Jahre) mit dem Handwagen, ein paar Habseligkeiten drauf, Vogelsang wegen der sich nähernden Front verlassen.
Die Sowjetarmee stand schon an der Oder und beschoß das Dorf. Beim Nachbar schlug bereits eine Granate ein und wir hatten große Angst.
Über Ziltendorf gingen wir nach Politz, wo inzwischen noch mehr Flüchtlinge aus Vogelsang waren.
Mein Vati, Max Sarke, war Fahrdienstleiter auf dem Bahnhof Ziltendorf und kam an diesem Tag später nach Politz.
Buchwaldweg mit Geburtshaus der Frau Raschke
Buchwaldweg mit Geburtshaus der
Frau Raschke
Foto: B. Lehmann
Wir hatten damals eine kleine Landwirtschaft mit Ackerland und Vieh. Daher beschlossen mein Vater und mein Groß-Onkel, am 5. Februar 1945 noch einmal nach Vogelsang zu gehen, um ihre Tiere zu füttern und dann freizulassen.
Danach gingen sie von unserem Haus im Friedhofsweg, in der wir damals wohnten - jetzt das Haus von Familie Ely - in Richtung Dorf und wollten dann wieder nach Politz zurück.
Inzwischen gelang es an diesem Tag einer Spitzengruppe der Roten Armee die deutsche Front vom Kraftwerk her zu durchbrechen und in den oberen Teil des Dorfes einzudringen.
Mein Vati trug die Eisenbahneruniform.
An dieser Kreuzung soll der Beschuss der Mänäer erfolgt sein
An dieser Kreuzung soll der Beschuss
der Männer erfolgt sein.
Foto: B. Lehmann
Die Männer wurden von den Sowjets gefangen genommen. Sie benutzten sie als Schutzschilde, indem sie die beiden auf der Straße, dem heutigen Buchwaldweg, in Richtung Dorfstraße vor sich her trieben. Ohne Rücksicht auf die beiden Zivilpersonen eröffnete nun die deutsche Seite das Feuer. Mein Vati und Sowjetsoldaten wurden dabei tödlich getroffen, mein Onkel schwer verletzt. Er wurde in ein Lazaret gebracht und wieder geheilt. Meinen Vati begruben die Soldaten im Vorgarten der Familie von Gertraud Budach, jetzt Tschätsch, (direkt an der Straßenkurve).
Anfang Mai - Kriegsende- kamen wir von der Flucht zurück. Meine Mutti und mein Opa (ihr Vater) haben ihn dann auf unserem Friedhof bestattet.

Vogelsang, Oktober 2013